Alles ist anders in diesem Frühjahr 2020. Man ist seit Wochen im Home office. Hat seinen letzten freien Tisch im letzten (nicht so ganz freien) Zimmer des Hauses geopfert. Und jetzt hat man irgendwie Urlaub. Wir hatten für dieses Jahr sowieso nicht große Reisen geplant, also muss man nicht groß Verluste bedauern. Derweil steht der Rechner vom Home office da und erinnert an all das, was man eigentlich noch hätte tun wollen, aktuell tun müsste oder demnächst tun sollte. Dabei hat man ja Urlaub. Wenigstens fragt keiner, wohin wir fahren. Man fährt nicht mehr. Dafür kann man – jetzt im Frühjahr – das tun, was alle tun: Man ackert im Garten. Wohl dem, der Saatgut schon vorher besorgt hat. Trend ist es, den Garten auch zum Essen zu nutzen – man weiß ja nie und die ganzen Horte-Geschichten tun vielleicht ihr Übriges. Bei mir war und ist der Garten schon immer in erster Linie ein Platz zum Kräuter-Anbau. Aber in diesem Urlaub kommt noch ein ganz anderer Aspekt dazu. Auf einmal tut man Dinge, die man sonst nicht getan hätte: Man näht (ja, das hätte man vielleicht sonst auch getan, wenn man gaaaanz viel Zeit hätte) aber nicht, was man sonst vielleicht genäht hätte. Dieses Mal muss es etwas sehr, sehr Praktisches sein: Ein Arzt-Termin ist vereinbart, es wird um Mundschutz gebeten. Die ersten fünf Corona-Wochen habe ich ohne Mundschutz gelebt, bestenfalls mein Seidentuch umgenutzt. Mit der Bitte nach dem Mundschutz hat mein Tisch im Home-Office noch eine Funktion dazu bekommen: Der Rechner wird auf die Seite geschoben, das bisschen verbliebener Platz bleibt gerade noch, um eine Behelfsmaske zu nähen. Der Arzt-Termin ist gerettet. Was bleibt, ist das Staunen über eine so außergewöhnliche Zeit: So genannte Behelfsmasken für die Familie im Urlaub zu nähen ist, wirklich eine Tätigkeit, die dieser Tisch noch nicht kannte. Dabei hab ich ihn schon seit fast drei Jahrzehnten. Anfangs war er ein Balkontisch, dann ein Frühstückstisch, ein Küchentisch, auf dem Pizza, Pasta und Strudel entstanden sind, außerdem ein Maltisch, ein Spieltisch – und zuletzt ein Tisch, der darauf gewartet hätte, dass man Zeit hätte fürs Malen und viele anderen Dinge. Aber weil man dafür immer keine Zeit zu haben glaubte, ist er jetzt ein Tisch fürs Home office geworden - alles nur wegen Corona. Und der Urlaub ist dann auch wieder schnell vorbei.