„Bei Dir am Tisch sieht's aus wie in einer Giftküche" - das sagt ein Gast in meiner kleinen Werkstatt. Lauter kleine Glasröhrchen, unterschiedlich hoch befüllt, verschiedene Farben, wie eine Batterie Reagenzgläser im Labor. In den Glasröhrchen befand sich ehedem Salz. Um genauer zu sagen: Amrumer Nordseesalz, „gefischt“ vom Amrumer Fischer Andreas Thaden. Der lässt mit der Abwärme seines Kutters, mit dem er eigentlich Krabben fischt, das Nordseewasser trocknen, bis er Salz hat…. Weil ich so gerne koche und weil ich Meersalz liebe – erst recht das von meiner Liebslings-Urlaubsinsel ‑ hab ich natürlich eine Reihe der Gläser, die Thaden mit seinem Salz gefüllt hatte, gekauft. Leer sind sie viel zu schade zum Wegwerfen und seitdem Hüter meiner Perlen. Aber Giftküche – die gibt’s bei mir nur an der frischen Luft, etwa zum Schwarzfärben von Silber.
Obwohl: Gerade brodelt es auf meinem Herd gefährlich – ich koche. Aber nichts zum Essen, und so gesehen hat er recht mit der Giftküche, mein Mann: Ich koche Silber aus. Der Verschluss, den ich vorhin erst mit der Kette verklebt hatte, gefällt mir nicht an diesem Armband. Und der Kleber, den es braucht, um Ketten und Verschlüsse untrennbar zu trennen (die zarten Silberfäden würden beim Löten schmelzen), ist ja doch trennbar. Allerdings nur sehr zäh: Irgendwann gibt er aber in der Hitze auf und lässt sich aus den Verschlussröhrchen herauskratzen. Die eine Verschlussseite geht relativ leicht raus, die andere leistet Widerstand. In dem Moment kann man sich über schwarz gefärbtes Silber schwarzärgern und ist kurz davor, dass man kocht – vor Wut. Aber: Das ist es nicht wert. Einmal tief durchatmen und bestimmt, beim zweiten Versuch klappts. Oder beim dritten… oder man nimmt einfach einen neuen Verschluss.
PS: Nach weiteren Versuchen hab ich doch einen neuen Verschluss genommen. Und weiter gekocht. Dann gings...